Im Großraum von Dakar
Etwa 40 km entfernt von Dakar, der Hauptstadt Senegals, hat Perspective Senegal 2010 ein Wohn- und Ausbildungszentrum gegründet. Neben einem Internat befinden sich dort Lehrwerkstätten, ein Verkaufsraum, Mitarbeiterwohnungen, eine Basisschule, eine Bibliothek, die Verwaltung, ein Garten und ein Sport- und Spielplatz.
Ausbildungs- und Wohnzentrum (AWZ) in Deni Biram Ndao

In unserem Zentrum in Deni leben ausschließlich Jungen, meist ehemalige Talibes (Bettelkoranschüler), aber auch Waisenkinder. Sie wohnen dort zusammen mit Mitarbeitern unserer Organisation als Großfamilie.

Das Leben im Wohn- und Ausbildungszentrum bietet den Kindern und Jugendlichen einen geschützten familiären Rahmen, wo sie ihre Traumata verarbeiten können und die Regeln für ein Leben in Gemeinschaft erlernen. So kann vieles aufgearbeitet und ausgeglichen werden, um optimal vorbereitet zu sein für ein späteres, eigenverantwortlich geführtes Leben.
Interne Basisschule
Fast alle Kinder, die zu uns ins Zentrum kommen, haben bisher keine oder kaum eine Schulbildung erhalten. Die zentrumseigene Schule ist speziell auf die Kinder zugeschnitten, die zu alt für den Eintritt in eine öffentliche Schule sind. So können sie bei uns Versäumtes nachholen.

Die meisten beginnen parallel zur Basisschule eine praktische Ausbildung im Zentrum. Um die ausbildungsspezifische Theorie für unsere Handwerkssparten zu vermitteln, haben wir einen eigenen Lehrer, der in einer Art Berufsschule auch noch die wichtigsten Grundlagenfächer wie z. B. Mathematik unterrichtet.

Externer Schulbesuch
Sind die im Zentrum aufgenommenen Kinder im normalen Schuleintrittsalter, so können sie die öffentliche Schule im Ort besuchen. Manche Kinder gehen später dann auf die weiterführende Schule (Realschule) im Ort oder ins Gymnasium in einer größeren Stadt in der Umgebung. Allerdings müssen wir ihnen dafür unter der Woche eine Unterkunft in dieser Stadt besorgen.

Vereinzelt finanzieren wir auch eine besondere Berufsfachschule, z.B. für Kfz-Mechaniker, was leider sehr teuer ist und ebenfalls eines auswärtigen Wohnraums bedarf.
Lehrwerkstätten
Schon in unserem ersten Zentrum in Keur Massar (Vorort von Dakar), wo wir von 2004 bis 2010 in Miete logierten, hatten wir Lehrwerkstätten eingerichtet. Dort wurden Schreiner, Schuster und Schlosser (Mechaniker) ausgebildet.

Diese Ausbildungsrichtungen wurden in Deni weitergeführt und 2020 durch eine Schneiderwerkstatt ergänzt. Die Mehrzahl unserer Ausbilder sind in unserem Zentrum aufgewachsen. Ergänzend zu der im AWZ angebotenen Ausbildung finanzieren wir Praktika in verschiedenen Betrieben.
Bibliothek
Mit unserer kleinen Bibliothek fördern wir die Lesekompetenz unserer Jugendlichen und den Zugang zu Literatur und Sachbüchern. Im selben Raum stehen einige Computer. Hier wird der Umgang mit den PCs und Laptops eingeübt.

Verkaufsraum
Im Frühjahr 2022 konnten wir neben dem Eingang zum AWZ einen Verkaufsraum eröffnen. Dort können unsere Lehrlinge und auch unsere Ausbilder ihre Erzeugnisse und Werke der Öffentlichkeit präsentieren und sich im Verkaufen üben.

Internat
Damit die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen gesund aufwachsen, wird im Zentrum sehr auf das Einhalten hygienischer Regeln geachtet. Unsere engagierten Köchinnen kümmern sich um eine ausgewogene und gute Ernährung. Zu Zeiten, wo Monsunregen vorherrscht, wird in einem extra Speiseraum gegessen, ansonsten, wie es der Kultur im Senegal entspricht, im Freien.
Jedes Kind und jeder Jugendliche hat sein eigenes Bett mit Matratze und Moskitonetz, was im Senegal nicht selbstverständlich ist. Für die ärztliche und zahnärztliche Versorgung der Jungen und der Mitarbeiter ist gesorgt.

Garten
Zur Entlastung des Küchenbudgets wird ein Teil des benötigten Gemüses innerhalb des Zentrums angebaut, denn Gemüse ist im Senegal in der Regel sehr teuer im Einkauf. Die bevorzugten Sorten sind Zwiebeln und Kartoffeln. Unsere Kinder und Jugendlichen helfen motiviert mit beim Pflanzen, Gießen und Ernten. Damit lernen sie, wie man sich selbst mit Lebensmitteln versorgen kann und somit seine Ausgaben reduziert.
Sport und Spiele
Während unsere Jüngsten, zusammen mit Kindern unserer Mitarbeiter, gerne den Spielplatz im Zentrum nutzen, sind die Großen fast täglich am Kicken auf dem zentrumseigenen Fußballplatz. Sie trainieren fleißig, da in dem Großraum Dakar immer wieder Fußballturniere und Sportfeste stattfinden, an denen sie engagiert teilnehmen.
Weitere Freizeitaktivitäten wie Musik, Brettspiele, Fitnesssport, Tischkickern und Lesen werden ebenfalls ausgeübt.
Nach einer mehrjährigen Pause planen wir wieder in den 3 Monate dauernden Schulferien im Sommer Ferienlager im Landesinneren oder am Meer für unsere Jungen abzuhalten.
Senegal-Geschäftsstelle der NGO
Als NGO sind wir in Deutschland und im Senegal registriert. Die Verwaltung all unserer Projekte, einschließlich der Buchhaltung, wird in unserer Geschäftsstelle im AWZ geleistet. Für unsere institutionellen Finanzgeber und für das Finanzamt werden Bilanzen und Tätigkeitsberichte erstellt. Finanzierungsanträge werden erarbeitet und bei Botschaften und Wohltätigkeitsvereinen im Land eingereicht. Die Termine für die Sitzungen des nationalen Komitees werden ebenso organisiert wie die regelmäßigen Reisen unseres operativen Leiters nach Ziguinchor.
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Unser operativer Leiter im Senegal Pierre Diouf
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Unsere Buchhalterin Madeleine Mancabo
Begleit- und Coachingprogramm
Um ihnen den Eintritt ins Berufsleben zu erleichtern, unterstützen wir unsere im Zentrum ausgebildeten Jugendlichen drei Jahre lang, nachdem sie das AWZ verlassen haben. Wir helfen ihnen bei der Arbeits- und Wohnungssuche, der Finanzplanung und der Gestaltung eines stabilen Umfelds. In Einzelfällen bieten wir die Teilfinanzierung bei einer weiteren Fachausbildung an. Zur Reintegration in die senegalesische Gesellschaft mit Hilfe eines Coaches gehört auch, ansprechbar zu sein bei allen Arten von anfallenden Problemen. Das Ganze funktioniert wie in einer echten Familie. Manchmal findet auch am Ende der Ausbildung eine Zusammenführung mit der Originalfamilie statt.

Dialogplattform mit AEMO
Monatlich nimmt einer unserer Mitarbeiter an einer Dialogplattform teil, die von Vertretern des Justizministeriums, der AEMO (Action éducative en milieu ouvert) gegründet wurde. Dort treffen sich verschiedene Einrichtungen und Hilfsorganisationen, die sich um „Kinder in schwierigen Situationen“ kümmern. Die AEMO bespricht mit den Mitgliedern der Dialogplattform die Probleme dieser Kinder und es wird über mögliche Problemlösungen diskutiert. Über diese Dialogplattform werden mit der Rückendeckung durch die AEMO, und damit durch die senegalesische Regierung, Kinder in betreuende Institutionen vermittelt. Auch direkt im AWZ aufgenommene Kinder müssen den senegalesischen Justizbehörden gemeldet werden und werden dort offiziell registriert. In Angleichung an europäische Standards wird auch im Senegal in Kinder betreuenden Institutionen die Mitarbeit eines Sozialarbeiters gefordert.

Netzwek Nàndité
Seit Beginn unseres Engagements in Senegal haben wir den Kontakt mit nationalen und internationalen Organisationen gesucht, um den massiven Missständen bei den Straßenkindern in Senegal auch durch Öffentlichkeitsarbeit zu begegnen. Das mündete 2012 in einen Zusammenschluss entsprechender Reformkräfte zu einem Netzwerk, Nàndité genannt, bei dem unsere NGO Gründungsmitglied ist. Ein Erfolg der Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerks ist, das die Regierung nun stärker die Bettelkoranschulen kontrolliert. Leider wird das seit 2005 bestehende Verbot des Bettelns unter Zwang auf der Strasse in der Praxis nicht durchgesetzt.

Senegalesische Partner
Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit CAEDAS, dem Verein der Eheleute von im Senegal akkreditierten Diplomaten. Ziel dieses Vereins ist es, Geld zu sammeln, um es an die am stärksten benachteiligten Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, im Senegal zu verteilen. Dazu richtet CAEDAS jährlich einen Basar mit den Botschaftern aus. Der Erlös daraus dient der Finanzierung ihrer caritativen Maßnahmen. Die Kinderbetreuung bei dem Basar wurde bisher mehrmals von Perspective Senegal mit kreativen Aktionen übernommen. Eine gute Verbindung pflegen wir auch zur Dakar Women’s Group (DWG), einem Wohltätigkeitsverein, der von den Frauen ausländischer Wirtschaftsführer im Senegal ins Leben gerufen wurde. Mit dem von ihnen gesammelten Geld werden soziale Projekte für Frauen und Kinder in der Umgebung von Dakar finanziert. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir immer wieder von CAEDAS und DWG finanziell unterstützt werden.

Integration im Ort Deni Biram Ndao
Unsere Mitarbeiter im Zentrum pflegen auf vielfältige Weise Kontakte mit der ortsansässigen Bevölkerung, sei es durch Müllsammelaktionen, Tage der offenen Tür, Geschenkaktionen zu Weihnachten oder auch durch gegenseitige Einladungen zu Festen. Kontakte ins Dorf bestehen auch über den Schulbesuch unserer Kinder und Jugendlichen in den Schulen des Ortes und durch die Beteiligung von unseren Jugendlichen und Mitarbeitern in den dortigen Fußballmannschaften. Einige unserer Kinder besuchen Sonntags die Gottesdienste in der lokalen christlichen Kirche.
